„Holzmarkt“ künftig „Otto-Oppenheimer-Platz“.
Leserbrief von Stefan Schuhmacher
Na so was! Der „Holzmarkt“ soll künftig womöglich „Otto-Oppenheimer-Platz“ heißen. Ist man da möglicherweise auf dem Holzweg?
Offensichtlich fehlt es dem Rathaus etwas an historisch versierten Beratern. Wie wäre es mit der Neugründung eines entsprechenden Gremiums von Hobby- und Profihistorikern?
Der Holzmarkt und der Spitzname „Bruchsaler Holzlumpen“, in Dialektform „Brusler Holzlumbe“, haben unmittelbar miteinander zu tun. Die Holzhändler frequentierten nach ihren Geschäften die vier unmittelbar benachbarten Gasthäuser, so weiß Autor Werner Greder zu berichten. Nicht nur die Fastnachter sollten in dieser Richtung mal ihre Vereinsbücher aus seiner Feder gründlich studieren. Statt dessen also: Weg mit dem historischen Holzmarkt? Anderswo Gegenbeispiele: Alte Flurnamen werden oft in Straßenbezeichnung erhalten. Hochwohllöblich sogar in Bruchsal: aus jüngerer Zeit etwa „Scheelkopf“ und „Holzmann“.
Am Holzmarkt lag vormals die Wirtschaft „zum Einhorn“. Der letzte Wirt war der spätere Kreisleiter Epp. Folglich avancierte das Einhorn zur Parteizentrale der NSDAP. Auf dem Platz fanden Aufmärsche, Versammlungen und Kundgebungen unter Hakenkreuzfahnen statt. (So im Stadtarchiv zu finden.) Solche Aktivitäten durften natürlich nicht auf einem „Holzmarkt“ stattfinden. Der „Holzmarkt“ wurde also in jenen braunen Zeiten zum „Adolf-Hitler-Platz“ umbenannt. Nach Ende des „1000-jährigen Reiches“ wurde der angestammte Platzname wieder reaktiviert. (Nachzulesen in: Heimatlexikon Bruchsal, S. 76 / 77).
Jetzt also Otto-Oppenheimer-Platz?
Ich plädiere dafür, den kleinen, neuen Platz südlich der Stadtkirche mit dem dort erfreulicherweise wieder aufgebauten Bubenbrunnen und Spielmöglichkeiten für Kinder einem ausgewiesenen Kinderfreund wie Otto Oppenheimer zu widmen. Es war unter anderem Aktiver im Komitee bei den 1902 eingeführten Sommertagszügen, unter der Präsidentschaft seines Freundes, des Hoteliers Ferdinand Keller. Sein Liedtext „Was stelzt uff dem Dach dort …“ gehört ins Repertoire der Umzugslieder. (Auf die Melodie ,Hinaus in die Ferne‘, Text in Fritz Herzer: Bruchsaler Heimatgeschichte, S.123). Rings um die Stadtkirche sind neuerdings drei „Pfarrer-Straßen“ ausgewiesen. Das könnte doch auch den frömmsten Katholiken reichen. Den jüdischen Wohltätern Bruchsals und speziell auch der katholischen Kirche vor Ort, Jacob und Otto Oppenheimer, stünde ein Oppenheimer-Platz, genauer ein Plätzchen, im Herzen der Stadt zu. Kostengünstig ohne jedwede Adressenänderung!
Die historische Benennung „Holzmarkt“ dürfte insgesamt erhaltenswerter sein als alle andere. Möge der Gemeinderat doch mehrheitlich Einwendungen gegen die Umbenennung hegen, schon um Irritationen zu vermeiden und die Farce der Bruchsaler Platzbenennungen nicht um eine weitere Variante aufzustocken.
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